Gewaltfreiheit aktuell
Zivil Handeln statt militärisch eingreifen!
Nicht nur im Widerstand gegen die NS- Diktatur und die deutsche Besatzung wurden Erfahrungen mit Gewaltfreiheit gesammelt. Viele soziale Bewegungen haben gewaltfreie Methoden entwickelt und angewandt. Daraus wurden Konzepte für „soziale Verteidigung“ und „Gewaltfreie Aktion“ entwickelt. (1)
Es gibt ebenso Konzepte für ziviles Eingreifen in anderen Ländern durch engagierte FriedensaktivistInnen. Sie arbeiten selbstorganisiert und staatsunabhängig für die Sicherung der Menschenrechte, die Entwicklung von Rechtsstaatlichkeit, die zivile Bearbeitung der sozialen und ökonomischen Konflikte und die Unterstützung von gewaltfreien Gruppen in der jeweiligen Gesellschaft. (2)
Ein staatlich organisierter und finanzierter Ziviler Friedensdienst kann mit freiwilligen FriedensarbeiterInnen vorbeugend und nachsorgend in Konflikte eingreifen. Die Unabhängigkeit von staatlichen Machtinteressen muss aber gegeben sein. (3)
Gewaltfreie Aufstände sind erfolgreicher als gewaltsame, so das Ergebnis einer empirischen Untersuchung der US-amerikanischen Terrorismus- Expertin Erica Chenowath. (4)
Verbrecherische Diktaturen sollten also mit zivilen Mitteln vorbeugend verhindert werden, dann braucht es keine Armeen „gegen das Böse auf der Welt“.
Die atomar gerüsteten Großmächte, die gleichzeitig im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen sitzen, liefern Waffen und schüren Konflikte und setzen ihre Interessen mit Waffengewalt durch. Bei vielen Kriegen der Gegenwart geht es um Öl, Diamanten und andere Rohstoffe. Die Nutznießer dieser Kriege sitzen meist in den reichen Industriestaaten.
(1) Theodor Ebert: Soziale Verteidigung, Waldkircher Verlagsgesellschaft 1983
derselbe: Gewaltfreier Aufstand. Alternative zum Bürgerkrieg. , w.o., 1981
Renate Wanie: Ziviler Widerstand und Zivilcourage. In: Gewaltfrei gegen Hitler. Werkstatt für gewaltfreie Aktion, Baden, 2007
(2) z.B. Peace Brigades International, http://www.pbideutschland.de/ ;
Nonviolent Peace Force: http://de.nonviolentpeaceforce.de/
(3) Infos zum Zivilen Friedensdienst: http://www.forumzfd.de/
Allgemein zum Thema Zivile Konfliktbearbeitung: http://www.no-militar.org/index.php?ID=21
Ein Faltblatt „Konflikte zivil bearbeiten“ ist erhältlich über den webshop www.dfg-vk.de
(4) Erica Chenoweth und Maria J. Stephan: Why Civil Resistance Works. The Strategic Logic of Nonviolent Conflict”,
Columbia University Press 2011
Erica Chenoweth und Maria Stephan haben 323 gewaltfreie und bewaffnete Aufstände/ Revolutionen gegen Besatzungsmächte oder Diktatorische Regimes von 1900 bis 2006 nach 3 Erfolgskriterien wissenschaftlich untersucht (Erfolgskriterien: Beseitigung von Besatzungsmächten bzw. diktatorischen Regimen, Beilegung von Grenzstreitigkeiten). Das für alle überraschende Ergebnis ist, dass gewaltfreie Aufstände wesentlich mehr Erfolg haben bei gleichzeitig geringster Anzahl von Opfern/ getöteten Personen und geringsten Zerstörungen des Landes! Zusätzlich ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, dass sich nach den zum Teil jahrelangen Aufständen dauerhafte, demokratischere, liberalere Verhältnisse einstellen als bei einem Erfolg durch bewaffneten Widerstand! Warum das so sein könnte, wird auch ausgeführt.
Gewaltfreiheit funktioniert - ausführliche deutsche Zusammenfassung
WOW - Wirksam ohne Waffen
Eine Ausstellung des Bundes für soziale Verteidigung
Sind Kriege unvermeidlich? Muss Militär geschickt werden, um „humanitär“ zu intervenieren? Welche Alternativen gibt es?
Die vom Friedensmuseum und dem Bund für Soziale Verteidigung (BSV) erarbeitete Ausstellung „WOW – Wirksam ohne Waffen!“ zeigt weltweite Beispiele „Gewaltfreier Interventionen“. Unter diesem Begriff verbirgt sich die Idee einer unabhängigen „Dritten Partei“, die hilft, Konflikte ohne Gewalt auszutragen. Es gibt vielfältige Formen gewaltfreien Eingreifens, von der Kriegsvorsorge bis zur Konfliktnachsorge. Sie wurzeln nicht zuletzt in Gandhis Idee einer Friedensarmee („Shanti Sena“), die in der Ausstellung ausführlich dargestellt wird. Gewaltfreie Intervention gibt es auf allen Kontinenten, im eigenen Land wie im Ausland, von Friedensfachkräften wie von Freiwilligen und FriedensaktivistInnen.
Übersicht Themen/Tafeln der Ausstellung ; Bezug: https://www.soziale-verteidigung.de/material/wow-ausstellung/
Beispiele für den Erfolg gewaltfreier Kampagnen
55 Erfolge für die Gewaltfreiheit - Zusammenstellung in einer Broschüre,
herausgeg. von Pax Christi, dem Mennonitischen Friedenskomittee und Church and Peace.
http://netzwerk-friedensbildung-bw.de/files/pax_christi_55_erfolge_fuer_gewaltfreiheit.pdf
UNO- Polizei statt NATO-Militärinterventionen
In Situationen drohenden Völkermordes könnte eine Polizeitruppe der UNO Verbrechen verhüten, wenn die politische Vorbeugung versagt hat und andere Mittel nicht mehr gegeben sind. (z.B. Srebrenica, Ruanda, Darfur, Jesiden im Irak 2014) Eine solche Truppe gibt es nicht, weil die Großmächte ihre Truppen unter nationaler Verfügung behalten wollen. Menschenrechte können gegen den Willen von hoch gerüsteten Staaten militärisch nicht durchgesetzt werden.
Schutz der Menschenrechte durch Prävention
Politischer Pazifismus bedeutet aktives Eintreten gegen Krieg und strukturelle Gewalt, bedeutet aktives politisches Handeln zur Beseitigung von Kriegsursachen und für politische und soziale Gerechtigkeit.
Was ist gewaltfreie Aktion und wie wirkt sie:
Fünf Wirkfaktoren der gewaltfreien Aktion - Texte der Werkstatt für Gewaltfreie Aktion
Interview mit Prof. Theodor Ebert: "Deutsche sind als Friedensstifter prädestiniert!" Erlanger Nachrichten November 2012
Prof. Theodor Ebert: „Wie politikfähig ist der Pazifismus? Das Potential der gewaltfreien Aktion“,
Vortrag bei der Feier „120 Jahre Deutsche Friedensgesellschaft“, 2012 in Erlangen.
letzte Bearbeitung 18.7. 2018